DRK feiert Nachbarschaftsfest
Mit dem Umzug an die Berliner Straße wollte der Kreisverband Weißwasser das dortige Quartier beleben. Nach der Pandemie war das jetzt mehr als angebracht. Von Constanze Knappe
Heidi fühlte sich als kleine Eisprinzessin. Das Gesicht der Vierjährigen war blau bemalt. Ganz klar, dass das Tattoo auf ihrem Arm auch blau sein sollte – und schööön glitzern. Martha sah wie ein kleiner Tiger aus. Die Sechsjährige wollte ein Eulen-Tattoo auf dem Arm. Cindy Nicke und Madlen Riedel, Erzieherinnen des DRK-Kinderhauses „Sonnenschein“, hatten als Glitzer-Tattoo- Malerinnen alle Hände voll zu tun, um die Wünsche zu erfüllen. Wie Jurij fanden auch etliche Jungs den glitzernden Armschmuck richtig cool.
Ohnehin strahlten an diesem Nachmittag Kinder und Erwachsene mit der Sonne um die Wette. Im Innenhof zwischen der Kita und den sogenannten „Würfelhäusern“ der Wohnungsbaugesellschaft mbH Weißwasser (WBG) wurde ein Nachbarschaftsfest gefeiert. Dazu eingeladen hatte der DRK-Kreisverband Weißwasser. Dieser hatte 2020 sein neues Domizil an der Berliner Straße bezogen. Von Anfang an war dort geplant, in einigen Räumen des Verwaltungssitzes ein Familienzentrum zu betreiben. Mit vielfältigen Angeboten für Kinder, Familien und Senioren wollte man zur Belebung des Quartiers zwischen Hermann-, Karl- Liebknecht- und Berliner Straße beitragen. Eine über Fördermittel finanzierte Quartiermanagerin ermittelte Wünsche und Interessen der Bürger und organisierte Angebote für alle Altersklassen mit. Dann kam Corona – und nichts ging mehr.
Auf andere Gedanken kommen
Jennifer Mirle und Heike Marko vom Familienzentrum des DRK Weißwasser arbeiten jetzt an der Umsetzung der damaligen und neuer Ideen. Da passte ein Fest wunderbar ins Konzept. „Wir wollen das Quartier beleben – und nach der Pandemie natürlich auch auf andere Gedanken kommen“, beschrieb DRK-Vorstandsmitglied Maik Warich das Anliegen. Eigentlich wollte man ja schon 2021 feiern. Wegen der Corona-Pandemie kam es jedoch nicht dazu. Umso ausgelassener war jetzt die Stimmung. Man merkte den Besuchern deutlich an, wie sehr sie diese Ausgelassenheit in den vergangen beiden Jahren vermisst hatten.
Aus mehreren Gründen sollte es ein integratives Fest sein: In der Kita werden Kinder aus Aussiedlerfamilien, ein vietnamesisches und seit kurzem auch ein ukrainisches Kind betreut, dazu sechs behinderte Kinder. Und schließlich sollte das Fest, wie der Name schon sagte, Ausdruck der guten Beziehungen zur Nachbarschaft sein.
An den Ständen hatten die Kinder viel Spaß, zum Beispiel beim Rollerparcours der Verkehrswacht Niederschlesische Oberlausitz. Die Jugendrotkreuz-Gruppe wollte in einem Quiz wissen, wer das DRK gegründet hat. Die Entscheidung zwischen Benjamin Blümchen und Henry Dunant dürfte nicht allzu schwer gewesen sein. Auch nicht, dass in eine Sanitätstasche keine Streichhölzer gehören, eine Rettungsdecke aber sehr wohl. Ob auch Gummibärchen, da gingen die Meinungen ein bisschen auseinander. Dass man damit verletzte Kinder trösten könnte, führten einige Mädels zur Begründung an.
Der DRK-Einsatzzug kümmerte sich um das leibliche Wohl und die Kita-Mitarbeiterinnen hatten jede Menge Kuchen gebacken. WBG-Chefin Petra Sczesny, die wegen anderer Verpflichtungen erst am späten Nachmittag erschien, war überrascht, wie viel Trubel da noch herrschte.
Finanziert wurde das integrative Nachbarschaftsfest auch mit Fördermitteln der Glücksspirale – sehr zur Freude der Familien, denen keinerlei Kosten entstanden. Ob es im nächsten Jahr eine Wiederholung gibt, ließ Maik Warich noch offen.
Quereinsteiger bestanden Prüfung
Für die Kita-Leiterin gab es am Mittwoch aber noch einen anderen Grund zur Freude. Für zwei Mitarbeiterinnen standen just an diesem Tag die Prüfungen ihrer berufsbegleitenden Ausbildung zu Erzieherinnen an. „Sie sind beide Quereinsteiger und haben bestanden“, freute sich Kerstin Kellberg. Ein bisschen Stolz war ihr dabei anzumerken. Dank der Stadtverwaltung konnten die zwei Frauen über vier Jahre hinweg mit jeweils 20 Wochenstunden in der Einrichtung beschäftigt werden. Gar zu gerne würde die Kita-Leiterin sie behalten. Man sei noch in Abstimmung, so Maik Warich. Alles in allem kümmern sich im Kinderhaus „Sonnenschein“ 23 pädagogische Fachkräfte um die Kinder. Dazu kommt technisches Personal. Eine ganz große Hilfe seien zudem die Ehrenamtler, die beispielsweise die Kinder zur Welpenliga ins Turnerheim begleiten oder bei der Gartenarbeit im Außengelände mit anpacken. Die Kapazität der 142 Plätze, darunter sechs integrative, ist nahezu ausgeschöpft. Aktuell werden 139 Kinder betreut. Zwei weitere werden im Juni und eins im Juli aufgenommen. Voraussichtlich 28 Kinder verlassen zum Schuljahresbeginn die Kita.
Baustart noch immer unklar
Im Kinderhaus „Sonnenschein“ stehen große Baumaßnahmen an. Da die Rutsche als Rettungsweg nicht mehr zulässig ist, hätte vor zwei Jahren das Obergeschoss gesperrt werden sollen. Allerdings werden die Plätze dringend gebraucht. Man kam überein, als Interimslösung eine Nottreppe aufzustellen. So darf der Kita-Betrieb mit einer Ausnahmegenehmigung vorerst weitergehen. Die brandschutztechnische Ertüchtigung wird derweil vorbereitet. Sie schließt den Umbau von Innenräumen und die Aufstockung des Daches ein. Finanziert werden sollen die 1,2 Millionen Euro aus dem Kohleausstiegs-Topf. Zwar wurde der Antrag der Stadt Weißwasser zu dem Projekt genehmigt, wann aber gebaut werden kann, dazu gibt es noch keine Aussage.
Quelle: Sächsische Zeitung, Ausgabe Weißwasser vom 13.05.2022