Engagementpreis
Freiwillig im Dienst der Gemeinschaft
Weißwasser. Der Landkreis und das Soziale Netzwerk Lausitz haben in Weißwasser den ersten Engagement-Preis vergeben. Von Christian Köhler
Was wäre die Gemeinschaft ohne ehrenamtliches Engagement? „Der Landkreis wäre um einiges ärmer und vieles würde es ohne Sie nicht mehr geben“, erklärt Matthias Reuter, Sozialplaner beim Landkreis Görlitz. Der erste Engagement-Preis ist deshalb am Mittwoch in Weißwasser für den Norden des Landkreises unter der Regie des Sozialen Netzwerks Lausitz (SNL) übergeben worden. „Wir haben viele Nominierungen bekommen“, richtet sich SNL-Mitarbeiterin Manuela Kohlbacher an die zahlreichen Gäste, die im Bistro im Turm am Schweren Berg in Weißwasser Platz genommen haben. Eine Jury, bestehend aus Mitarbeitern des Landkreises, des SNL und Bad Muskaus Bürgermeister Andreas Bänder (CDU), hatten nun die Qual der Wahl. Wer von den zehn Nominierten soll ausgezeichnet werden? „Wir haben uns dazu entschieden, alle auszuzeichnen“, macht es Manuela Kohlbacher kurz. Im Vorhinein sind Personen oder Vereine von Bürgern für den Preis vorgeschlagen worden, „und alle sind ganz besondere Menschen“, pflichtet Weißwassers Oberbürgermeister Torsten Pötzsch (Klartext) bei.
Es sollte eine Veranstaltung mit Gänsehaut-Garantie werden. Denn die Preisverleihung ist auch oftmals ein Dank von Mitgliedern eines Vereins oder einer Initiative oder eines Bürgermeisters an Gemeinderäte, die sich durch unermütlichen Einsatz eine besondere Anerkennung auch verdient haben. Cornelia Palzer etwa vom Weißwasseraner Stadtchor hat Chorleiterin Kerstin Jebas für den Preis vorgeschlagen. „Damit möchten wir einmal Danke sagen, dass du seit vielen Jahren mit großem Engagement das Vereinsleben organisierst und stetig weiterentwickelst“, richtet sich Cornelia Palzer an die Vereinsvorsitzende. „Ich freue mich darüber sehr und kann den Dank nur zurückgeben“, entgegnet Kerstin Jebas.
Der Gablenzer Bürgermeister Dietmar Noack (CDU) nutzt die Gelegenheit des Engamentpreises und hat zwei Gemeinderäte für den Preis vorgeschlagen, die in Gablenz als „Dreamteam“ bekannt sind. „Wir bewirtschaften unseren Kromlauer Park mit einem Gemeindemitarbeiter“, erklärt Noack den Anwesenden, „und der muss sich auch noch um den Friedhof, die Straßen und vieles mehr kümmern.“ Entsprechend müsse für den Erhalt des Kromlauer Parks vieles, „im Grunde fast alles“, im Ehrenamt getan werden. „Um einmal Danke zu sagen, habe ich Johannes Rakel und Peter Weszkalnys vorgeschlagen. Ich kann sie zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen und ohne sie wäre der Park heute nicht das, was er ist.“ Diesen Dank nimmt Peter Weskalnys gern an und sagt: „Aber der Bürgermeister ist unser Zugpferd“. Johannes Rakel verspricht, „wir werden helfen, alle Ziele, die wir uns für den Park vorgenommen haben, auch umzusetzen“.
Mit einem ganz anderen Dank richtet sich Reiner Keller vom Förderverein des Glasmuseums an die Gäste, denn die Jury hat auch den Weißwasseraner Verein nominiert. „Ohne das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder würde es heute kein Museum geben“, erklärt Reiner Keller. Er verweist auf die 40 000 Stunden freiwillige Arbeit, die die Mitglieder in Gänze beim Aufbau des Museums an der Forster Straße aufgebracht haben, um Weißwassers Industriegeschichte für die Nachwelt und spätere Generationen zu bewahren. Er erinnert an den Wiederaufbau des Glasmacherbrunnens am Bahnhof, an zahllose Publikationen und etliche Schulprojekte, die sich der Verein ans Revers heften kann.
Der stellvertretende Bürgermeister von Krauschwitz, Daniel Mosmann (CDU), wiederum würdigt den Museumsverein Sagar, der „eine kulturelle Bereicherung für die gesamte Gemeinde Krauschwitz erschaffen hat“. Der Verein mit seinen 26?Mitgliedern habe es geschafft, „sich gegen alle Widerstände durchzusetzen“ und ein Museum zu eröffnen, dass knapp 4000 Exponate aufweist, eine Ausstellungsfläche von 1200?Quadratmetern besitzt und in die Route der „sächsischen Industriedenkmäler“ aufgenommen wurde. „Allen gilt ein großes Dankeschön“, so Daniel Mosmann. Vereinsvorsitzender Gotthard Kreisel verspricht, den Dank allen Mitgliedern weiterzugeben.
Das erklärt auch Hagen Hördler, der im Namen des Vereins „Ziergeflügel- und Exotenzüchter“ die Ehrung entgegennimmt. Der Verein hätte in diesem Jahr fast ohne Räumlichkeiten dagestanden, weil das Farmerhaus am Brentanoweg in Weißwasser wegen eines Wasserschadens nicht mehr genutzt werden konnte. Dennoch konnte der Verein bei der Telux seine „Exotenschau“ durchführen. „Ich möchte alle einladen, sich im kommenden Jahr im September unsere Veranstaltung dort anzuschauen“, lädt Hagen Hördler alle ein.
Die Katastrophenschützer vom DRK Kreisverband Weißwasser, die ebenfalls für ihre Engagement im Ehrenamt von der Jury mit einem Preis bedacht wurden, sind von Franziska Richter vertreten worden. „Wir denken, es ist wichtig, dass es uns gibt“, fasst sich die engagierte Ehrenamtlerin kurz. Dabei leisten im Ernstfall die Ehrenamtler des „Kat-Schutzes“ viel: Im Ernstfall versorgen sie die Bevölkerung und Rettungskräfte, sichern Großveranstaltungen ab oder unterstützen bei Rettungseinsätzen. Mit einem selbst produzierten Film, der den Gästen vorgespielt wurde, setzt das DRK darauf, weitere Mitstreiter für den Katastrophenschutz in Weißwasser zu finden. Denn die sind immer gern willkommen.
Sieglinde Henninger aus Weißwasser nutzt die Gelegenheit der Preisverleihung, um Silko Hoffmann, Vereinsvorsitzender von „Herzenwünsche Oberlausitz“, für seinen unermüdlichen Einsatz zu danken. Er setzt sich „unermüdlich und selbstlos“ dafür ein, schwerkranken Kindern einen Herzenswunsch zu erfüllen. „Der Preis scheint wie gemacht für dich zu sein“, würdigt ihn die Laudatorin. „Ich bedanke mich und muss sagen, ohne die Vereinsmitglieder wäre das alles gar nicht möglich“, antwortet Silko Hoffmann sichtlich gerührt.
Uwe Mühle geht es bei seinem Vorschlag für den Engagementpreis um einen, der „viel und fast alles macht, aber bloß nicht auffallen will“: Hartmut Schirrock. Er mische sich in Belange des Zusammenlebens ein, agiert als Stadtrat, als stellvertretender Oberbürgermeister von Weißwasser und zweiter Vorsitzender des Kirchenfördervereins oftmals im Hintergrund, „und schafft doch so viel“, so Uwe Mühle. „Ich habe einmal gehört, der wichtigste Mensch sei man selber“, erklärt Hartmut Schirrock bei der Verleihung des Preises, „aber ich denke, das werde ich mir wohl nie annehmen.“
Als „Bad Muskaus Allrounderin“ ist auch Brigitte Taube ausgezeichnet worden. Die umtriebige Parkstädterin ist in mehreren Vereinen tätig, ist als Bibliothekarin stadtbekannt und immer mit Herzblut bei der Sache. Der Freundeskreises „Historica“ Bad Muskau hat sie deshalb für den Preis vorgeschlagen. Denn „ganz nebenbei“ organisiert Brigitte Taube Kindergeburtstage im Neuen Schloss, ist im Seniorenclub, und, und, und. „Ich freue mich sehr, das Herr Bänder heute da ist. Gemeinsam haben wir so viele Jahre um unsere Bibliothek gekämpft. Und dass sie heute in der neuen Schule sitzt, ist das Beste, was uns passieren konnte“, unterstreicht Brigitte Taube.
Mandy Fietze aus Kreba-Neudorf ist ebenso aktiv. Die zweifache Mutter hat es sich auf die Fahnen geschrieben, eine 300 Jahre alte Scheune zu erhalten, hilft bei allen Dorffesten und gründete den Förderverein der Grundschule. „Dafür gilt ihr mein größter Respekt“, erklärt BürgermeisterDirk Naumburger.
Quelle: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Weißwasser vom 07.12.2018