"Jeder Tag ist eine neue Herausforderung"
DRK-Kreisverband betreut rund 130 Asylbewerber in Wohnungen in Weißwasser
Weißwasser Der Landkreis Görlitz muss in diesem Jahr laut Ordnungsamtsleiterin Elke Glowna insgesamt 2636 Asylbewerber aufnehmen. Allein im Dezember sind es knapp 700. In Weißwasser werden vom DRK-Kreisverband derzeit rund 130 Personen betreut. Diese sind dezentral untergebracht.
Es ist und bleibt eine Herausforderung, für die Neuankömmlinge Unterkünfte einzurichten – der Landkreis muss allein 2015 insgesamt 2636 aufnehmen, für Januar sind weitere über 830 Personen angekündigt worden. Im Kreis gab es bis dato acht zentrale Heime, 15 sollen es in nächster Zeit laut Elke Glowna werden. Hinzu kommen vielfältige dezentrale Standorte.
Weißwasser ist einer davon. Der DRK-Kreisverband ist mit der Betreuung von rund 150 Personen beauftragt worden. "Zurzeit sind es etwa 130, die an verschiedenen Stellen in Weißwasser in Wohnungen untergebracht sind", erklärt DRK-Geschäftsführerin Barbara Koschkar. "Wir sind von der Ausstattung der Wohnungen bis zur sozialen Betreuung zuständig."
Bei den Flüchtlingen handelt es sich um Familien aus Serbien, Albanien, aus dem Kosovo, Libanon und aus Georgien sowie in letzter Zeit verstärkt um Männer aus Syrien. Sie alle warten darauf, dass ihr Antrag beschieden wird. In der Vergangenheit konnte das bis zu einem Jahr dauern. Bei den Syrern gehe es inzwischen recht schnell, so Ilona Donath vom DRK. "Wir beeilen uns entsprechend, sie schnell anzumelden, eine Konto einzurichten, sie zu versichern und so weiter. Und dann, nach zwei bis drei Wochen, erhalten diese meist schon einen positiven Bescheid und sind wieder weg." Doch das kann auch Probleme mit sich bringen, so die Erfahrung. "Einige melden sich bei uns nicht ab. Mit dem Dolmetscher sind wir regelmäßig auf Tour, um zu gucken, welche Wohnung noch genutzt wird, wer noch da ist." Und dann gehe die Tippeltappel-Tour rückwärts – alles wieder abmelden.
Strafe für schwarze Schafe
Dass es unter den Flüchtlingen auch "schwarze Schafe" gibt, sei Tatsache, so Ilona Donath. Sie und Barbara Koschkar sprechen von überzogenen Konten und Ladendiebstählen. "Erst gestern hat eine Frau in einem großen Supermarkt in Weißwasser Waren für 200 Euro gestohlen." Die Polizei sei sofort gerufen worden. "Da wird Anzeige erstattet wie bei jedem Ladendieb, und Straftaten werden genauso verfolgt", betont Ilona Donath. Der eine oder andere Asylbewerber werde auch zu Sozialstunden verdonnert oder muss zu viel verbrauchtes Geld zurückzahlen. Bei Rangeleien zwischen Serben und Kosovaren, die schon vorkamen, kenne Ilona Donath nichts. Da spreche sie Tacheles. Ihre Chefin sagt über die Mitarbeiterin: "Sie hat das nötige Maß an mütterlicher Wärme und notwendiger Strenge."
Langeweile komme weiß Gott nicht im Zusammenhang mit den Neuankömmlingen auf, so die Weißwasseranerin. Ob Behördengänge oder Arzttermine – alles will für jeden Einzelnen geklärt werden.
Seit September 2014 kommen die Familien jede Woche einmal zum DRK zum Deutschlernen mit Ingrid Rakel, einer früheren Lehrerin. Seit gut drei Wochen lernen die Syrer über das Jobcenter separat Deutsch, und das täglich von 9 bis 14.30 Uhr. "Da war Ilona Donath ganz schön hinterher, dass das ermöglicht wird", berichtet ihre Chefin. Drei Männer und eine Frau aus Flüchtlingsfamilien gehen auf Ein-Euro-Basis über den Landkreis einer Beschäftigung im DRK-Sozialmarkt in Weißwasser nach. "Das klappt gut", schätzt Barbara Koschkar ein.
DRK will Daten erfassen
Derzeit bereitet der Landkreis bekanntlich eine zentrale Unterkunft für Flüchtlingsfamilien (bis zu 70 Personen) in Weißkeißel vor. Die Betreuung soll der DRK-Kreisverband Weißwasser übernehmen. Ob die ersten Familien noch vor Weihnachten eintreffen, wie es der Kreis möchte, oder erst Mitte Januar, weil die Rot-Kreuzler vorher kein Fachpersonal zur Verfügung haben, sei noch offen. Fest stehe, dass sie ein Datenerfassungssystem nutzen wollen vom Landesverband Dresden. "Das Programm ist top. Es gibt Auskunft über die Person mit Foto und Fingerabdruck." Wie Barbara Koschkar erklärt, erhält jeder eine Chipkarte, die wie eine Stechuhr benutzt werde und alle wichtigen Angaben, sogar Essenausgabe, speichere.
Quelle: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Weißwasser vom 17.12.2015