Neue Rettungswache eingeweiht
SZ: Durch den Ersatzneubau verkürzen sich Rettungszeiten in den Dörfern an der Neiße.
SZ Weißwasser: Als vor Jahren in einem ehemaligen Industriebetrieb in Bad Muskau eine Rettungswache eingerichtet wurde, sollte sie nur temporär sein. Schon damals war klar, dass im Ernstfall, wo jede Minute zählt, von dort aus die Wege und 12 Minuten Rettungszeit bis in die Neißedörfer zu lang sind. Der Plan des Landkreises, zur Absicherung der Versorgungssicherheit der Bevölkerung, eine Wache in Krauschwitz anzusiedeln, blieb jedoch über ein Jahrzehnt unerfüllt. Selbst, als der Kreistag im Jahr 2018 grünes Licht für Kauf eines Grundstücks und den Ersatzneubau in Krauschwitz gab, sollte es noch fünf Jahre dauern, bis man als Mieter aus dem Gebäude der kreislichen Entwicklungsgesellchaft ENO in die Brückenstraße Krauschwitz ziehen konnte. Auch, weil es durch Corona zu Preisexplosionen, Material- und Lieferengpässen kam. Dies führte ebenso zu Verzögerungen wie ein Diebstahl auf der Baustelle, als Maschinen und Kabel entwendet wurden, und letztlich die Witterung. Doch an diesem Donnerstag konnte endlich die Wache offiziell in Betrieb genommen werden. „Na, das Objekt sieht ja gut aus. Da freue ich mich", äußerte Martina Weber, Sozialdezernentin vom Landkreis Görlitz, bei der Eröffnung im Rahmen eines Tages der offenen Tür. Zu dem waren etwa 100 Bürger gekommen, die vom Katastrophenschutzzug Weißwasser bewirtet wurden und die Gelegenheit nutzten, das Objekt zu besichtigen, in dem nun das DRK Schlesische Oberlausitz gGmbh (DRK SOL) einen Rettungswagen mit Besatzung stationiert hat.
Viel Lob für den Neubau
Prunk und Pomp gab es im für knapp 1,5 Millionen Euro teuren Funktionalbau nicht zu sehen. Aber eine moderne Fahrzeughalle, Duschen und Toiletten, Umkleiden, eine Küche, Wirtschafts- und Ruheräume sowie eine Sitzecke im Außengelände für die Retter. Ausstattung, die sie vorher nicht in diesem Maß oder gar nicht hatten. Da sie rund um die Uhr das ganze Jahr im Rotationssystem und nicht nur in Acht-Stunden-Schichten im Einsatz sind, freuen sich alle Lebensretter über die neuen Bedingungen in Krauschwitz. „Was soll ich sagen? Ich finde es einfach schön, dass wir nun so eine tolle Wache haben, die außerdem zentral gelegen ist. Hier wird es sich gut arbeiten", meinte Notfallsanitäter Robert Dominik, während René Grüneich, Geschäftsführer Rettungsdienst des DRK SOL, die Einrichtung als „neueste Wache im Landkreis mit hervorragenden Arbeitsbedingungen" lobte und als Wertschätzung der Arbeit der Lebensretter kennzeichnete.
Am wichtigsten, dies bekannten Bürger und anwesende Vertreter von DRK, Kreis und Gemeinde Krauschwitz gleichermaßen, sei jedoch die mit dem Bau einhergehende Verkürzung der Rettungszeiten. Insbesondere bei Einsätzen in den Neißedörfern oder Weißkeißel-Haide, die – neben Bad Muskau samt Ortsteilen – zum Einsatzgebiet gehören. „Ich bin sehr froh, dass die Wahl für den Standort auf Krauschwitz fiel. Erst vor etwa einem halben Jahr erlebte ich bei einem Feuerwehreinsatz bei einem schweren Unfall in Podrosche, wie sehr jede Minute zählt, die die Retter schneller am Einsatzort sind", unterstrich der Krauschwitzer Bürgermeister Tristan Mühl die Bedeutung der Wache für die Einwohner der Gemeinde. Nicht zuletzt, weil die Wache technisch mit Wärmepumpe, Lüftungssystem und Notstromaggregat ausgestattet ist, sich zeitweise autark versorgen kann, wodurch Bürger bei Katastrophenfällen eine Hilfs- und Anlaufstelle haben – zusätzlich zu den entsprechend ausgestatteten Feuerwehr-Gerätehäusern. Mit der Wache Krauschwitz verfügt der nördliche Landkreis nun über drei neue Wachen im Rettungswachenbereich Weißwasser, zu dem auch die Wache am Bärwalder See und die Hauptwache in Weißwasser – alle betrieben vom DRK SOL – gehören. Während Weißwasser zwei Rettungswagen und ein Noteinsatzfahrzeug samt Besatzungen hat, sind in allen anderen Wachen ein Fahrzeug mit zwei Mann Besatzung stationiert.
Keine Versorgungslücken im Kreis
„Momentan bauen wir noch eine neue Wache in Zittau. Wenn die fertig ist, haben wir keine Versorgungslücken mehr im gesamten Landkreis. Möglich wurde es durch die zusätzlichen Wachen in Jonsdorf, Schleife und Rietschen und die Ersatzneubauten", so Sozialdezernentin Martina Weber am Rande der Einweihung in Krauschwitz. Und sie begründete, auf TAGEBLATT-Nachfrage, weshalb es so lange dauerte, bis die neue Wache gebaut werden konnte: „Wir als Landkreis sind abhängig davon, wie Krankenkassen aufgrund ihrer Rettungswachen-Bereichsplanung solche Vorhaben und die damit verbundene Folgefinanzierung einschätzen. Im Fall Behelfswache Bad Muskau und Ersatzneubau Krauschwitz hat man erst Rettungszeiten der letzten Jahre ausgewertet, die Bereichsplanungen neu berechnet, bevor letztlich der Neubau und die Finanzierung möglich wurden."
Quelle: Sächsische Zeitung, Ausgabe Weißwasser vom 08.07.2023