DRK baut Eltern- und Familienzentrum
Auch die Geschäftsstelle des KreisverbandsWeißwasser zieht auf die Berliner Straße 23. Aber geplant war das so nicht.
Es sieht nach Baustelle aus auf der Berliner Straße 23 in Weißwasser. Von außen weniger, innen dafür umso mehr. Der Laden von ehemals Raumausstatter Hauschke wird im Auftrag des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) Weißwasser zum Zentrum für Eltern- und Familien-Bildung umgebaut. Im Erdgeschoss mauert ein Handwerker gerade den Schacht für einen Fahrstuhl, der bis ins Obergeschoss führen soll. In Kürze folgt der Deckendurchbruch. Dadurch wird es einen behindertengerechten Zugang geben. Die großzügige Verkaufsfläche des einstigen Ladens bietet sich für den Umbau zum Familienzentrum an. Dazu werden zum Beispiel Wände versetzt für einen großen und einen kleinen Schulungsraum, die beide getrennt oder auch als gemeinsame Fläche nutzbar sind. Eine kleine Küche ist für Veranstaltungen gedacht. Vorgesehen sind außerdem ein Interaktionsraum für Seminare sowie Sportangebote, ein Beratungsraum und drei kleine Büros. Im Anbau, der einst als Lager diente, werden behindertengerechte Sanitäranlagen eingebaut. Für all das investiert der DRK Kreisverband Weißwasser e. V. nach eigenen Angaben einen sechsstelligen Betrag.
Durch Fernsehlotterie gefördert.
Im zweiten Obergeschoss des Hauses befinden sich eine Wohnung und eine kleine Gewerbeeinheit. Im Jahre 2017 hatte das DRK das Gebäude erworben, um eben dort das Zentrum für Eltern- und Familien-Bildung einzurichten. Im Jahr darauf wurden die Fördermittel für den Ausbau beantragt. Im Frühjahr 2019 ging der Bewilligungsbescheid vom Deutschen Hilfswerk der ARD-Fernsehlotterie
ein. Danach wurden die Bauleistungen ausgeschrieben. Am 2. Dezember 2019 begannen die Bauarbeiten. Ohne Fördermittel, so räumt Vorstandsmitglied Maik Warich ein, „wäre das Ganze einige Nummern kleiner ausgefallen.“ Jetzt aber muss man noch einmal soviel Geld in die Hand nehmen, um die erste Etage vollkommen umzubauen. Im Sommer wird dort die Geschäftsstelle einziehen. Geplant war das so aber ganz und gar nicht. Seit 2007 hat der DRK-Kreisverband Weißwasser seinen Sitz in der Friedrich-Bodelschwingh-Straße 15, also im Hauptgebäude der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien in Weißwasser.
Über Kündigung enttäuscht
Man sei über eine veränderte Sachlage informiert worden, die da bedeutete: DRK ’raus und Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) rein! Ab dem Frühjahr will die Bundesbehörde in dem Sparkassengebäude eine Außenstelle in Weißwasser betreiben und diese schrittweise mit 100 Mitarbeitern besetzen. Das DRK bekam im Januar 2020 die Kündigung – mit der Auflage, die von ihm genutzten Räume bis 30. Juni zu verlassen. Auf eine Tageblatt-Anfrage bei der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien hieß es dazu aus der Unternehmenssteuerung lediglich, dass man hierzu keinen Kommentar abgebe. Auch beim DRK hielt man sich zunächst bedeckt. Vorstandsvorsitzende Barbara Koschkar ließ Ende des Jahres nur verlauten, dass man mit der Risikoabwägung bei der Suche nach einem neuen Standort befasst sei.
Der ist inzwischen gefunden und auch kein Geheimnis mehr. Es habe zwar noch ein Gespräch mit der Sparkasse gegeben, so Maik Warich, an der Kündigung habe das jedoch nichts geändert. Rechtlich sei diese nicht anfechtbar. Dennoch ist man beim DRK „über die Art und Weise alles andere als erfreut“. Maik Warich erklärt: „Der Kreisverband ist mit seiner gesamten Geschäftstätigkeit Kunde der Sparkasse. Wir haben immer pünktlich unsere Miete gezahlt. Wir sind ziemlich enttäuscht, dass man so mit uns umgeht.“ Dass die Geschäftsstelle mit 15 Mitarbeitern nun ebenfalls in die Berliner Straße 23 zieht, hat Auswirkungen auf den ganzen Kreisverband, zumal dieser nicht besonders groß und zudem gemeinnützig tätig ist. Es verschärft den Kostendruck. Noch einmal eine sechsstellige Investition ist erforderlich. Eine ungeplante noch dazu. „Um die Räume im ersten Obergeschoss als Büros nutzen zu können, müssen sie auf den neuesten Stand gebracht werden“, begründet Maik Warich. Die Elektrik und die Sanitäranlagen müssen teilweise erneuert, Wände versetzt, neue Türen eingebaut und natürlich muss renoviert werden. Vorab habe es eine Begehung mit dem Arbeitsschutzbeauftragten gegeben, um auch die Belange des Arbeitsschutzes entsprechend zu berücksichtigen. Ein richtig großer Posten ist die Installation der IT-Technik. „Wir zapfen alle Möglichkeiten an und hoffen noch immer auf irgendeine Art von Unterstützung“, sagt Maik Warich.
Umgezogen wird im Juni
Er fügt hinzu, dass man versuche, dem Ganzenwenigstens etwas Positives abzugewinnen. Zum Beispiel in der Hinsicht, dass die Geschäftsstelle zwar etwas weniger Platz als bisher, aber auch weniger Nebenkosten zu zahlen hat. Für Mitte Juni ist der Umzug geplant. Während dieser Zeit wird die Geschäftsstelle für einige Tage geschlossen bleiben, man werde aber für Notfälle erreichbar sein.
Das Zentrum für Eltern- und Familien-Bildung wird am 1. Juli eröffnet. Es soll mit Angeboten für Kinder, Familien und Senioren zu einer Belebung des Quartiers beitragen. Geleitet wird es durch Quartiermanagerin Yvonne Mucha, die eigens dafür eingestellt wurde. Betrieben wird die Einrichtung durch Mitarbeiter des DRK und etliche Ehrenamtler, die sich schon jetzt dazu bereit erklärt haben. Der DRK-Kreisverband Weißwasser bemüht sich derweil um eine Anschlussförderung, um in einem Folgeprojekt Maßnahmen einer Bürgerbefragung (Tageblatt berichtete) umsetzen zu können.
Quelle: Sächsische Zeitung, Ausgabe Weißwasser vom 25.02.2020