Kinder lernen bereits Bienen schützen
Bildung In Weißwasser haben eine Kita und eine Schule ein besonderes Projekt – sie beschäftigen sich nicht nur mit Honig. Von Christian Köhler
Weißwasser. Bereits seit einem Jahr kommt Imker Sebastian Habel einmal pro Woche nach Weißwasser. An der DRK Kita Sonnenschein läuft nämlich ein Projekt, bei dem Kinder nicht nur viel Wissenswertes rund um die Honigbienen lernen, sondern auch den gesamten Prozess von der Entstehung bis zur Verarbeitung von Honig verstehen lernen.
„Für uns ist es ein wunderbares Projekt“, erzählt Kita-Chefin Kerstin Kellberg, „denn um das Projekt lassen sich viele Inhalte drumherum bauen“. So geht es in der Kita nicht mehr nur um Honig, sondern um gesunde Ernährung – statt Zucker gibt es Honig im Tee – oder das Anlegen von Blühwiesen und damit generell um das Thema Natur- und Artenschutz.
Dass das durchaus sinnvoll in die frühkindliche Bildung eingebaut werden kann, hat auch die Astrid-Lindgren-Schule erkannt. Seit diesem Jahr beteiligt sich die Schule an dem „Bienenprojekt“ von Sebastian Habel. „Wir teilen uns dazu die Kosten“, sagt Kerstin Kellberg, „und wir sind sehr froh, dass wir unseren Teil über Spenden stemmen können“.
Weniger Angst vor Bienen
Im vergangenen Jahr haben die Kita-Kinder gelernt, wie das Innere eines Bienenstocks aussieht, dass die Bienen den Honig in Waben einlagern und wie dieser „geerntet“ werden kann. Gemeinsam wurde mit der Honig geschleudert, abgefüllt und verkostet. „Wir haben den Bienenstock bei uns auf dem Dach stehen und seit wir das Projekt machen, haben die Kinder nicht mehr so viel Angst vor Bienen“, sagt die Kita-Chefin.
Im Winter bilden die Bienen übrigens eine Kugel im Stock, in deren Mitte sich die Königin befindet. Über mehrere Monate – im Durchschnitt unter einer Temperatur von acht Grad Celsius – verlassen sie den Bienenstock nicht. Durch Bewegung halten die Insekten in ihrer „Wintertraube“ eine Temperatur von 25 bis 30 Grad Celsius – auch bei Minus 20 Grad Celsius. Sie wandern dabei die einzelnen Waben entlang, um sich so zu ernähren. Das ist auch der Grund, warum sie im Spätsommer, wenn der Imker ihnen den Honig weggenommen hat, am aggressivsten sind. Schließlich geht ihnen so der Wintervorrat flöten. Während einige Imker den entnommenen Honig durch Zuckerwasser ersetzen, verzichten andere auf die „letzte Ernte“ im Jahr.
Nisthilfen gebaut
Dass allerdings der Bienenschutz nicht nur im Sommer wichtig ist, sondern bereits im Winter beginnen kann, lernen die Kids beim jüngsten Besuch von Sebastian Habel. „Wir bauen gemeinsam ein Bienenhotel, was für Wildbienen gedacht ist“, erklärt er. Während die Honigbiene nämlich große Trachten, etwa blühende Robinie, Linde oder Obstgehölze, anfliegt, ist die Wildbiene „der bessere Bestäuber“, sagt der Imker. Sie nämlich fliegt auch Arten an, die für die als Nutztier gezüchtete Honigbiene nicht genügend Nektar haben. „Für die Pflanzen ist daher die Wildbiene fast wichtiger“, erklärt Habel.
Rund 580 Wildbienenarten gibt es in Deutschland. Sie alle nisten in verschiedenen Materialien, etwa in Totholz, Kies, Bohrungen von Holzböcken oder Pflanzenhalmen. „Deshalb bauen wir hier ganz verschiedene Nistmöglichkeiten mit den Kindern“, erklärt der Fachmann. Dabei lernen die Kinder auch, dass Wildbienen zumeist als Einzelgänger leben, während die Honigbiene in Stöcken oder als Schwarm lebt.
„Ich habe auch kleine Kokons mit, aus denen die Wildbiene schlüpft“, sagt der Imker. Aus einer Schachtel holt er einige Exemplare heraus, die er gemeinsam mit den Kindern vorsichtig in das „Hotel“ legt. „Wenn es warm genug ist, schlüpfen sie“, erklärt er, „und wir können dann beobachten, wie sie auf Nahrungssuche gehen.“ Aber dazu muss es eben erst etwas wärmer werden. Und dann beginnt auch wieder die Arbeit am Bienenstock, der gerade von Schnee bedeckt auf dem Dach der Kita steht.
Quelle: Lausitzer Rundschau, Ausgabe Weißwasser vom 10.03.23